Bündische Akademie Live 2014

Überbündische Tagung zu Lüdersburg

Folter ist Sünde und geschieht jeden Tag

Einstieg in den Vortrag: „Hallo ich bin cef und mache euch betroffen“...

cef, aus dem Pfadfinderbund Boreas stammend und frisch gebackener Psychologe, arbeitet bei der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum in der psychologischen Beratung. Menschen, die Folter und anderen schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren und sich nun als Flüchtlinge in Deutschland aufhalten, können dort medizinische und psychologische Hilfe sowie Asylverfahrensberatung bekommen.

Für cef passt dieses Thema zur BüAk, weil es sich um schwerwiegende Vergehen handelt, bei denen jemand sündig geworden ist. Menschen werden systematisch zerstört und mürbe gemacht. Damit werden auch die universellen Werte der Weltgemeinschaft, verankert in den Menschenrechten, angegriffen. Inzwischen können solche Taten auch durch den internationalen Gerichtshof strafrechtlich verfolgt und nicht nur moralisch an den Pranger gestellt werden. Laut Amnesty International gibt es in der Hälfte aller Länder der Welt gravierende Folterungen und von der Tendenz zunehmend.

cef nennt bei der Frage nach den Hauptgründen für Folterungen mehrere Gründe:

1. Es fehlt in vielen Ländern an guten kriminologischen Mitteln, sodass häufig ein Geständnis als einziges Beweismittel vor Gericht herangezogen werden kann. Das Justizsystem ist damit auf wacklige Füße gestellt und anfällig für Korruption oder auch zum Beispiel Folter.

2. Mit der Androhung von Folter kann der Drang nach Widerstand unterdrückt und in Schach gehalten werden.

3. Meistens wollen die Täter für sie wichtige Informationen erlangen.

Vor allem seit 2001 hat der Kampf gegen Terrorismus eine neue Art der Legitimation für Folter geschaffen. 2013 wurden 27 verschiedene Formen von Folterungen dokumentiert: Stromschläge, Isolation, Wasserfolter, Stichwunden, Schlafentzug, Sterilisation, Zwangsabtreibung...

Deutschland ist kein direkt erreichbares Einwanderungsland, aber wir wissen um die Problematik der südlichen EU-Staaten mit den täglichen Meldungen von Schiffbrüchigen, Ertrunken und überfüllten Asylbewerberwohnheimen.

In der Diskussion wurden politische, soziale Gerechtigkeit betreffende, christliche, finanzielle und weitere Argumente ausgetauscht. Es ist und bleibt ein schwieriges Thema. Als Bündischer versucht man auch in die Gesellschaft hineinzuwirken und nicht nur in den Stamm oder Bund oder das eigene überbündische Umfeld. cef ermutigt einen jeden von uns sich ehrenamtlich zu engagieren: „Ihr habt Macht, weil ihr weiß seid und den richtigen Pass habt. Eine traurige Wahrheit, aber allein eure Anwesenheit, zum Beispiel bei Behördengängen, wird Flüchtlinge deshalb vor Diskriminierung schützen“.

Mich persönlich hat die Diskussion betroffen gemacht, wie cef es bei seiner Ankündigung versprochen hat. Helfen ist ein zutiefst bündischer und für mich noch mehr christlicher Aspekt. Es kann einen emotional nicht unberührt lassen, wenn Menschenleben verstümmelt werden. Die Frage, die bleibt, ist, war es nur ein Vortrag mit einer guten Diskussion oder versuche ich selbst mich einzubringen und ändere etwas. An mehreren Fallbeispielen beschrieb cef wie eng Täter und Opfer auch zusammenliegen. Ein Soldat, der sich im Bürgerkrieg engagiert hat, kann später auch zum Opfer werden. So beschrieb er den Fall eines Tschetschenen, der als Soldat selbst im Krieg war, und später die Separatisten mit Nahrung unterstützt hat. Er wurde von der Polizei gefangen genommen. Ein Sack wurde ihm über den Kopf gestülpt. Tagelange Verhöre mit Stromschlägen folgten. Das Schlimmste war die Androhung von Konsequenzen für seine Frau und die 3 Kinder. Nach seiner Freilassung nahm die Polizei seinen Sohn für 2 Tage mit, der mit Narben auf dem Rücken wieder freigelassen wurde. Bei seiner ersten Anhörung wegen des Asylverfahrens in Deutschland erwähnte er nichts davon. In solchen Fällen greift Scham um sich und auch fehlende Sprachkenntnisse können ein Hindernis werden. cef beschrieb, wie einigen Menschen auch erst klar gemacht werden muss, dass die Polizei nicht dazu berechtigt ist, einfach Menschen festzunehmen, zu schlagen und zu foltern. Genau bei diesen Dingen kann seine Arbeitsstelle entscheidende Unterstützung leisten.

Hier kann man sich weiter informieren:

Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum

Fallbeispiel von ProAsyl

Folterbericht 2014 von Amnesty International

Istanbul Protokoll (Wikipedia)

 

Weiterbildung für Psychologen, Mediziner und Juristen